Am Anfang steht die Idee. Eine Tankstelle soll es sein. Oder ein Diner. Irgendwo in der Wüste, vielleicht in den Südstaaten. Ich mache mir ein paar einfache Skizzen, wie das Bild am Schluss aussehen könnte. Doch wie sieht eine amerikanische Telefonzelle aus? Was ist typisch für eine Tankstelle in der Wüste? Wie gross ist eine Tankstelle? Wie soll der Bildstil werden? Ich recherchiere im Internet und hole mir da und dort Inspiration.
Ich mache mir Notizen, was alles drauf soll. Der Ford Mustang ist klar. Aber die Details sind interessant. Der Pneustapel, das Ölfass, der Eimer, die Lüftung am Gebäude oder der Stuhl vor dem Diner. Jetzt geht es los. In einem ersten Schritt stelle ich die Klötze hin, im Masstab 1:1. Eine provisorische Perspektive suchen und dann die Platzhalter etwas rumschieben, bis ich die Bildkomposition gefunden habe.
Nun beginne ich mit dem Modellieren, baue Stück für Stück alles auf. Beginnend mit dem Diner, dann das Nebengebäude, die Zapfsäulen und so weiter. Schritt für Schritt gehe ich tiefer in die Details. Das Telefon in der Kabine, der Schriftzug auf dem Dach, die Steine und das Buschwerk. Am Schluss suche ich mir die definitive Kameraposition und rücke die Sonne zurecht. Ich verschiebe – CGI sei Dank – das Nebengebäude nach hinten. Es ist mir zu dominant. Dann parke ich den Wagen um und schliesse das Garagentor, denn die grosse Öffnung lenkt zu sehr ab.
Das leere Modell hat durchaus seinen Reiz. Aber es soll mit Leben gefüllt werden. Jedes einzelne Objekt bekommt nun sein Material zugeordnet – vom Boden bis zum Telefonhörer. Wie rostig soll der Wassertank sein? Wie stark ist das Glas der Telefonkabine verschmutzt? Welche Farbe haben die Zapfsäulen, und wie stark abgenutzt sind sie? Ist der Sims des Diners rot oder blau gestrichen? Die Fassade soll nicht fleckig sein oder abblättern. Es würde das Bild unnötig unruhig machen.
Fast fertig. Nun ist der Computer gefordert. Er berechnet den Gang jedes Lichtstrahls und rendert das Rohfile. Eine lineare RGB-Datei, wie sie aus einer Digikamera stammen könnte.
Der letzte Arbeitsschritt folgt, die Bildbearbeitung. Die Farben sind mir noch zu satt, da und dort will ich noch am Kontrast arbeiten. Aber es ist ja erst ein Rohfile. Genau wie bei einem fotografierten Bild gebe ich der Aufnahme im Photoshop den letzten Schliff. Fertig!
Das Grundstück steht mir nun für immer zur Vefügung – wetterunabhängig und jederzeit. Ich kann mich in der Szene bewegen, neue Perspektiven suchen. Ich kann die Objekte verschieben, die Telefonzelle näher rücken, Gegenstände umfärben oder gar das Nebengebäude ausblenden – abreissen so zu sagen. Je nachdem, wie ich das Bild gestalten möchte. Auch eine Animation ist möglich: eine Kamerafahrt, das Gras bewegt sich, die Tür schlägt zu und der Petrol-Schriftzug ist auch nicht mehr so stabil – er wankt im Wind. Das Windrad dreht sich und das Auto braust davon.